Samstag, 22. März 2008

"Tote-Tanten-Tour"


Sonnabend, 22. März.

Als ich mit dem Fahrrad am Hindenburgufer entlang fuhr, musste ich aufpassen, nicht von einer der meterhoch über die Kaimauer spritzenden Wellen geduscht zu werden und dass ich nicht mit einem der auf den Fahrradweg gespühlten Holzbalken kollidierte. So hoch die Wellen waren so niedrig waren die Temperaturen. Eigentlich bin ich auch nur los gefahren, damit Utz als Veranstalter der Tour nicht alleine in der Bootshalle stehen würde.

Zwar tauchte auch nur Utz auf, aber der war so grimmig entschlossen, seinen liebevoll angerührten Kakao auch im Boot spazieren zu fahren, dass ich ihm dieses Vorhaben nicht abschlagen wollte. Es herrschte Windstärke 7 aus Nordnordost. Nördliche Winde haben auf der Förde eine ganz besondere Wirkung, da nur sie hier überhaupt nenneswerte Wellenhöhen hervorrufen können. Da eine andere Fahrtroute garnicht in Frage kam, nahmen wir die Schwentinemündung aufs Korn und erkämpften unseren Weg dorthin durch Wind und Wellen. Direkt am Eingang in den relativ geschützten Bereich der Schwentine standen Wellen, die bis zu einem Meter hoch gingen. Da sollte man schon recht sicher im Boot sitzen und wissen, wie es sich in solch kritischen Situationen verhält.

Die Pause beim Klausdorfer Verein war wenig lauschig, denn die Schneeschauer wetterten wir auf der Tüschwelle des Vereinsheimes sitzend ab. Es waren halt wenig Menschen bei diesen Bedingungen außerhalb ihrer Behausungen anzutreffen. Auf der Rücktour war die Wellenhöhe vor der Schwentinemündung nicht geringer geworden und verlangte uns noch einmal alle Aufmerksamkeit ab. Es war eine intime und sehr persönliche Tour, die allen Teilnehmern einen erfüllten Tag beschert hat.

Mittwoch, 19. März 2008

Erstes Mittwochspaddeln / Schwedische Schären


Mittwoch, 19. März


Den ganzen Tag über war wunderschönes Wetter - nur kurz bevor wir aufs Wasser wollen, tobt ein ausgewachsener Schneesturm. Doch wir lassen uns vom unwirtlichen Nordwestwind nicht abhalten und stechen unsere Paddel in die 5 Grad frische Förde.

Wegen des immer noch frühen Sonnenunterganges geht es nur bis ans Ende der Heikendorfer Bucht, aber ein Anfang ist gemacht! Auf dem Rückweg begegnet uns noch eine Delegation des Klausdorfer Vereins, die sich auf den Weg gemacht hat, dem heute bei uns im Klubheim angebotenen Diavortrag beizuwohnen.

Andreas erzählt uns von seinen Kajakurlauben der letzten zwei Jahre, die ihn zusammen mit Silvia in die schwedischen Schären erst westlich von Stockholm und dann östlich davon geführt haben. Bei diesem Revier glimmt in mir sowieso ein Fünkchen, das mich daran erinnern will, dass ich dort unheimlich gerne selbst einmal paddeln möchte. Es ist ein durchaus familientaugliches Revier mit ungemein vielen Möglichkeiten, die alle handhabbar bleiben.

Durch Andreas' Bilder und die unterlegte Musik wird aus dem Fünkchen am heutigen Abend ein stattliches Flämmchen, das die Sehnsucht wohlig wärmt und die Träume zum Greifen wirklich macht. Es ist fast ein bisschen so, als wäre ich selbst über den Mälaren geglitten, durch die engen Gassen der Altstadt Stockholms "Gamla Stan" geschlendert, hätte hier und da in einem Café Pause gemacht und auf den Schären vorm Zelt in die untergehende Sonne geschmachtet.

Mittwoch, 12. März 2008

"Was macht der denn da?"

Mittwoch, 12. März



Wiebke liegt leider immer noch mit einer starken Grippe im Bett und so muss Karen den gemeinsam ausgearbeiteten Vortrag ganz alleine halten. Aber Fred, das Huhn steht ihr bei!

Es geht um Segler, die unbekannten Wesen, die auf der Förde manchmal eher ein Unwesen zu treiben scheinen. Aber wenn man die eingeschränkten Möglichkeiten, unabdingbaren Notwendigkeiten und unausweichlichen Zwänge, denen diese Spezies beim Betreiben ihres Sportes ausgesetzt sind, so plastisch und verständlich vor Augen geführt bekommt, wird der Drang zum Fluchen gleich deutlich weniger. Erst weicht er auf, dann wird Verständnis draus und für manche Fälle sogar Mitleid, dass die armen Segler häufig gar nicht so können, wie sie eigentlich wollen!

Da fühlt man sich in seinem beweglichen Kajak doch gleich unendlich überlegen und es fällt einem viel leichter, die Vorfahrtsregeln Vorfahrtsregeln sein zu lassen und dem anderen Sportskameraden den notwendigen Raum zu lassen, damit auch er Spaß haben kann.

Mittwoch, 5. März 2008

Wasser lesen

Mittwoch, 5. März

"Wasser lassen - okay, aber wie soll man Wasser lesen?" Das wird sich vor diesem Vortrag von Jörg wohl manch einer gefragt haben. Das hat nichts mit Esoterik zu tun sondern ist, wenn nicht eine Wissenschaft, so doch eine hohe Kunst, an der Oberfläche des Wassers abzulesen, wie und wo man ihm am besten mit seinem Boot begegnet. Da sind die kleinen Rippeln, die in der relativen Windstille das Herannahen einer fiesen Böe lange vor ihrem Eintreffen verraten oder die weißen Schaumkronen, die durch ihre Form und Anzahl viel über die zu erwartenden Verhältnisse und möglichen Schwierigkeiten in diesem Gebiet verraten. Alles Effekte, die wir als Seekajakfahrer schon mal gehört , manchmal gesehen und in Einzelfällen sogar schon ausgenutzt haben.

Ganz und gar unabdingbar die Zeichen, die uns das Wasser gibt, zu lesen und auch zu verstehen, wird es aber beim Wildwasserfahren, wo Prallpolster, Kehrwasser und Verschneidungszonen den Parcour bestimmen, durch das es seinen Weg zu finden gilt. Da kann es schon von existenzieller Bedeutung sein, dass man erkennt, dass an einer Stelle eigentlich ein Prallpolster zu erwarten wäre, aber keines zu erkennen ist - ein sicheres Zeichen für einen tückischen Syphon!

Jörg versteht es, die Effekte und Zusammenhänge so plastisch und vertändlich darzustellen, dass nicht wenige den unmittelbaren Drang verspüren, das eben Gelernte direkt und gleich in die Praxis umzusetzen. Aber darauf müssen wir wohl noch etwas warten.